Chemotherapie und neuere Therapien

Der Begriff Chemotherapie ist leider bei Patientinnen sehr negativ belastet. Neuere Substanzen gehen oft gezielter an bestimmte Rezeptoren oder bestimmte Moleküle vor als klassische Chemotherapien. Sie werden aber nicht mehr Chemotherapie genannt, haben aber dennoch nicht selten genauso Nebenwirkungen, und nicht jede Chemotherapie hat schwere Nebenwirkungen. Zudem haben sich die Begleittherapien erheblich verbessert, sodass manche Substanzen zwar seit Jahrzehnten unverändert in Gebrauch sind, aber Ärzte inzwischen viel bessere Möglichkeiten zur Minimierung der Nebenwirkungen haben.

 

Das Ziel einer Chemotherapie ist um es einfach zu erklären: schnell wachsendes Gewebe soll durch bestimmte Eingriffe in das Wachstum zerstört werden. Krebszellen sind meist schnell und unkontrolliert wachsende Zellen, was sie für eine Chemotherapie angreifbar macht. Durch die Chemotherapie wird aber auch anderes schnell wachsendes Gewebe angegriffen, z. B. die Haarwurzelzellen und blutbildendes Knochenmark. Daher erklären sich die Nebenwirkungen der Chemotherapien. Die am häufigsten in der Gynäkoonkologie eingesetzten Substanzen sind das Carboplatin, das Cisplatin und das Paclitaxel (Taxol). Auf diese Substanzen wird hier kurz eingegangen, andere Substanzen sollten im Detail mit den behandelnden Onkologen besprochen werden. Es lohnt sich nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber Chemo zu sein, denn einige Substanzen sind sehr gut verträglich.

 

Platin-Salze vernetzen die DNS der Zellen, die dadurch unbrauchbar wird, der Zellstoffwechsel wird lahmgelegt und die Zelle stirbt ab. Das Carboplatin ist ein Platin-Salz, was in der Dosierung der individuellen Nierenfunktion angepasst wird und somit weniger giftig wird. Die wesentliche Nebenwirkung ist die Beeinträchtigung der Blutbildung, was regelmässig kontrolliert werden muss. Es ist sonst recht gut verträglich, Müdigkeit kann manchmal ein Problem sein. Die Haare gehen keineswegs immer aus. Es wird bei den meisten gynäkologischen Tumoren eingesetzt. Das etwas ältere Cisplatin ist ebenfalls ein Platin-Salz, es macht aber mehr Nebenwirkungen, auch kann es die Nieren und das Gehör beeinträchtigen. Es kommt wegen der besseren Wirksamkeit in der gynäkologischen Onkologie oft zur Verbesserung der Strahlentherapie zum Einsatz, dabei wird es jedoch nicht sehr hoch dosiert.

 

Das Paclitaxel stammt aus der Eibe und greift den Spindelapparat der Zelle an, sodass diese sich nicht mehr teilen kann. Eiben sind bekanntlich giftig, eine sehr unangenehme Nebenwirkung ist neben dem Haarausfall die Entzündung von Nervenscheidenzellen, was zu Kribbelgefühlen, Geschmacksveränderungen bis hin zu Bewegungseinschränkungen führen kann. Zudem ist es schlecht löslich, weswegen es in einer mit Rizinusöl ähnlichen Substanz in den Blutkreislauf gegeben wird, das manchmal allergische Reaktionen hervorruft. Deswegen werden zum Paclitaxel Medikamente verabreicht, die einer allergischen Reaktion vorbeugen sollen. Wegen der Schädigung der Nervenzellen muss eine Therapie mit Paclitaxel manchmal im Verlauf abgebrochen werden, wenn es zu unangenehm wird.

 

Aktuell kommen zahlreiche neue Medikamente auf den Markt, die teilweise sehr teuer sind und immer zielgerichteter vorgehen sollen. Wunderpräparate, die fantastische Heilungsraten ergeben gibt es aber sicher noch lange nicht. Dennoch gelingt es inzwischen nicht selten auch fortgeschrittene Tumorleiden lange zu bremsen, sodass viele Tumorpatientinnen zwar nicht krebsfrei sind, aber Jahre mit guter Lebensqualität dank neuer Therapien gewinnen können.